Es ist sicher nicht die klassische Weingutsgeschichte, die Maison Tardieu-Laurent erzählen kann. Eher eine ungewöhnliche Geschichte vom ehemaligen Chauffeur Michel Tardieu, der durch eine gute Idee Weinruhm erlangte. Immerhin zählt er zu den besten Winzern Frankreichs, um dessen wunderbare Weine sich die Weinwelt streitet, und das obwohl er keine eigenen Weinberge besitzt. 15 Jahre lang chauffierte Michel französische Staatsbeamte durch das Rhônetal und verbrachte viel von der Zeit, in der seine Fahrgäste ihrem Business nachgingen, auf den umliegenden Weingütern. Er entdeckte so seine Liebe zum Wein und eignete sich Wissen an. 1996 gründete Michel gemeinsam
mit Freund Dominique Laurent das Weingut Tardieu Laurent. Sein Konzept ist, von den besten Winzern der Region das beste Traubengut abzukaufen und daraus Spitzenweine im eigenen Keller zu vinifizieren. Über die exzellente Gemeindeappellation Rasteau und dem Rhôneklassiker Gigondas bis hin zur Rhônelegende Châteauneuf
du Pape bleibt kein Wunsch offen.
Dass die Rhône, vor allem der nördliche Teil, nicht nur für Rotweine, sondern auch für Weiße steht, beweist Tardieu-Laurent schon mit seiner „Einstiegscuvée“ Côtes du Rhône Blanc ‚Cuvée Guy Louis‘ AOC 2016. Die Witterungsbedingungen im Jahr 2016 waren geradezu ideal und lassen auf einen großen Jahrgang hoffen. Noch ist nicht allen bekannt, was für wunderbare, kraftvolle und eigenständige Weißweine an der Rhône wachsen. Aus Grenache Blanc, Clairette, Marsanne und Viognier entsteht hier ein unheimlich facettenreicher Weißwein, der Barriqueeinsatz perfekt dosiert. Den Wein zeichnet von Anfang bis Ende eine tolle Energie und Spannung aus. Die Kraft seiner südlichen Herkunft verbindet er auch mit kühlen Noten, wie man sie eher aus dem Norden kennt. Apfelnoten und Quitten, aber eben auch rauchige Noten und vieles mehr entdeckt man hier. Der Wein ist ein nuancenreicher Essensbegleiter vieler unterschiedlicher Speisen und wird uns viele Jahre auf hohem Niveau begleiten.
Der aus 100 % Viognier gekelterte Condrieu AOC 2016 ist ein großer Klassiker unter den Weißweinen Frankreichs. Die kleine Appellation Condrieu bedeutet Viognier in seiner reinsten Form und ist Vorbild für diese Rebsorte weltweit. So wie das Burgund als Wiege und Leitregion des Chardonnays gilt, die Loire für Sauvignon Blanc steht, ist Condrieu das Pendant für Viognier. Wenn dann noch ein Spitzenjahrgang wie der 2016er (nicht wenige vergleichen ihn mit dem legendären 1990er) auf so ein Terroir und tollen Winzer trifft, dann kann nur Großes dabei herauskommen. Feinste Aromen von weißen Blüten begleitet von Zitrusfrüchten und Limettenschalen, am Gaumen extrem dicht, es kommen Melone und Birne dazu. Jedoch für so eine Fülle extrem elegant und fast ein wenig spielerisch. Die Harmonie zwischen hoher phenolischer Reife und guter Säure im perfekten Weinjahr 2016 machen es möglich. Ein Wein mit großem Potenzial, den es zu entdecken gilt.
Bei den Rotweinen sind es vor allem die bekannten Appellationen von der südlichen Rhône, mit denen der Négociant Tardieu-Laurent überzeugen kann. Der Gigondas AOC 2015 Vieilles Vignes ist ein komplexer Bilderbuch-Cru, es dominieren die roten Früchte, daneben etwas Leder und Edelholz, unheimlich fein und gut strukturiert. Die Trauben stammen von den höheren Lagen der Appellation, das langsamere Reifen der Trauben durch die Nachtkühle verleiht dem Wein seine Feinheit. Kein Kraftprotz, sondern pure Eleganz. Ein würdiger Vertreter seines glanzvollen Terroirs.
Die gebietstypischen Kieselsteinböden des Châteauneuf du Pape AOC 2015 zaubern hier einen für diese warme Region überraschend filigranen, burgundisch anmutenden Vertreter dieser berühmten Appellation ins Glas. So muss eine solche aristokratische Herkunft schmecken: Finesse und Eleganz. In der Nase dominieren rote Früchte wie Kirsche und Himbeeren, später kommen leicht rauchige Noten dazu, sehr lebhaft, mit geschmeidigen Tanninen. Das spannende Finish lässt die Kiesel förmlich erahnen und schließt den harmonischen Gesamteindruck ab.